David, wie schaut der Alltag eines Volksschullehrers aus?
Lejla: Kannst du etwas über dich erzählen? Welche Fächer unterrichtest du? Was sind deine Hobbys?
David: Mein Name ist David Jindra und bin 32 Jahre alt. Ich bin Volksschullehrer der offenen Schule Karl Todt Weg im 14. Bezirk in Wien und ich unterrichte prinzipiell jedes Fach, aber momentan bin ich kein klassenführender Lehrer. Jetzt unterrichte ich vorwiegend Englisch, Sport und Musik. Ich unterrichte schon seit 10 Jahren und feiere ein großes Jubiläum, denn das waren 10 schöne Jahre. Meine zwei größten Hobbys sind Sport und Spiele. Sporttechnisch eigentlich alles was mit Ballsportarten zu tun hat und bei den Spielen alles was mit Brettspielen und Nerd zu tun hat.
Wie schaut bei dir ein typischer Lehreralltag aus?
Eine lustige Frage, einen typischen Lehreralltag kann man so ganz nicht immer beschreiben, denn jeder Tag hat irgendwelche Besonderheiten, dadurch dass man mit 25 Kindern zu tun hat. Da gibt es immer eine neue Geschichte, die ein Kind mitbringt, deswegen ist auch jeder Alltag ein bisschen anders. Ich komme in der Früh in die Schule, rede ein bisschen mit meinen Kollegen, schaue, ob ich was kopieren oder vorbereiten muss, damit ich das noch in der Früh erledige. Dann gehe ich in die Klasse hinein, dann wird’s schon gleich spannend, jeder erzählt was tolles vom Wochenende. Dann startet auch schon der Unterricht und man geht den Tag so miteinander durch. Es gibt bei uns auch Lernstunden, wo wir Schüler_innen am Nachmittag mit den Hausaufgaben unterstützen. An manchen Tagen kann ich gleich nach Hause oder wenn etwas zu tun ist, bleibe ich noch in der Schule. Das ist das Gute daran, dass man das sich selbst einteilen kann. Als erstes reflektiere ich nach dem Unterricht über meinen Tag. Ich überlege, was gut und was nicht so gut funktioniert hat, um es am nächsten Tag besser zu machen. Ab und an setze ich mich mit Kolleginnen zusammen und wir tauschen Erfahrungen aus.
Warum hast du dich entschieden, Volksschulkinder zu unterrichten?
Ich habe mich vor 13 Jahren entschieden, Volksschullehrer zu werden. Ich hatte natürlich viele Ideen in welche Richtung ich gehen sollte, aber da ich davor viel mit Kindern gearbeitet habe, habe ich mich dann schlussendlich für den Lehrerberuf und die Volksschule entschieden. Ich möchte da ansetzen, wo die Schulzeit beginnt und da möchte ich den Kindern vermitteln, dass sie Spaß haben können. Ich war selbst an drei Volksschulen umzugsbedingt und habe sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen gesammelt. Ich habe mir vorgenommen, den Kindern in der Zeit, in der sie mich als Lehrer haben, Spaß zu vermitteln.
Was ist der Unterschied zwischen unterrichtsfreier Zeit und schulfreier Zeit?
Viele denken, dass die Zeit, die wir unterrichten, oft unsere Arbeitszeit ist, das stimmt aber nicht so genau. Wir bereiten viel davor und danach und das finde ich besonders gut am Lehrerdasein. Wenn man nach Hause geht, hat man trotzdem immer ein Ohr oder ein Auge offen für Ideen in der Schule. Da werde ich in der unterrichtsfreien Zeit wie in der schulfreien Zeit inspiriert. Vor allem wenn ich Sport mache oder Spiele spiele, kommen mir viele Ideen, die ich dann in der Schule gut umsetzen kann. Aber natürlich ist es bei mir auch so, wo ich sage zu dieser Zeit arbeite ich für die Schule und später habe ich meine Freizeit, da ich auch Zeit für mich brauche.
Nimmst du in den Ferien auch an Fortbildungen teil?
Wir können uns die Fortbildungen auch selbst einteilen. Es gibt sogenannte schulinterne Fortbildungen, die über die Schulleitungen entschieden werden. Die finden während der Schulzeit statt. Dann gibt es noch die externen Fortbildungen, die man sich auch selbst einteilen kann. Natürlich machen Lehrer_innen auch Urlaub in den Ferien, wo wir mal abschalten können. Wir nutzen die Zeit aber auch, um über das Schuljahr zu reflektieren.
Kannst du dir auch vorstellen, an einer Mittelschule zu unterrichten?
Ich könnte mir das vorstellen, aber nicht alle Fächer. Sowas wie Englisch und Sport könnte ich mir durchaus vorstellen. Momentan bin ich sehr glücklich in der Volksschule, aber es wäre möglich für mich.
Wie schaut die Beziehung zwischen dir und deinen Schülern aus? Auch außerhalb der Schule? Gibt es da auch Grenzen für dich?
Grenzen sind einer der wichtigsten Sachen und das braucht jeder Mensch. Ich würde sagen, das Wichtigste ist, konsequent zu sein und den Kindern zu sagen, welche Regeln es genau gibt. Sie wissen, wenn A passiert, dann passiert B. Das gibt den Kindern einen gewissen Rückhalt. Sobald man das den Kindern beigebracht hat, baut man auch automatisch eine bessere Beziehung auf. Ich finde es auch schön, wenn mir Kinder ihre Anliegen erzählen, da man vor allem in der Volksschule auch eine Erziehungsperson ist. Oftmals haben die Eltern in der Früh nicht so viel Zeit, um den Kindern zuzuhören oder vielleicht kommen sie auch später nach Hause und da haben dann die Kinder keine Ansprechperson.
Was ist das schönste und das anstrengendste am Lehrer da sein?
Es gibt Tage, da ist man einfach nicht motiviert, auch wenn es bei mir als Lehrer nicht oft ist. Man muss sich vorstellen, es ist bei den Kindern dann auch so. Sie haben mal Tage, wo sie keine Lust auf Schule haben. Da sitzen meistens 25 Kinder und man kann nicht erwarten, dass da jeder von ihnen mitmacht. Das Schwierige daran ist, dass man das akzeptieren muss, dass es nicht immer so gut klappt. Man muss das Beste aus den Situationen machen. Was ich persönlich nicht so mag am Lehrerdasein ist der Papierkram, den man machen muss: Einsammeln von Geld, Unterschriften checken, das ist nicht so meins. Aber das Schönste für mich ist, wenn ich den Kindern was vermittle und sie dann voller Freude zu mir kommen und sagen, dass sie etwas endlich verstanden haben. Es ist nicht so, dass ich ihnen etwas beigebracht habe, sondern sie haben für sich einen Weg gefunden um herauszufinden, wie etwas funktioniert. Sie freuen sich dann total darüber, nachdem ihnen wochenlang der Knopf nicht aufgegangen ist. Die Ehrlichkeit der Kinder finde ich am besten in dem Beruf, denn ein Kind sagt dir, wenn ihm etwas nicht gefällt oder wenn ihm etwas voll taugt. Das gibt mir ehrliches Feedback und sie geben mir auch ehrliche Emotionen mit. Ich gehe nicht in die Schule, um dort nur meine Zeit zu verbringen und Geld zu verdienen, sondern es ist was Sinnvolles, was ich da mache
Vielen Dank, David. Viel Erfolg noch.
*Lejla begleitet die MEGA für einige Wochen als Praktikantin. Sie ist 19 Jahre alt und besucht derzeit eine HAK in Oberösterreich. Nach der Matura nächstes Jahr möchte sie Lehramt studieren.