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Best Practice im Interview: Quinoa Schule in Berlin

„Alle Jugendlichen sollen ungeachtet ihrer sozialen und kulturellen Herkunft die Chance auf einen Schulabschluss und -anschluss bekommen“

Interview mit Schulleiter Pantelis Pavlakidis:

Können Sie die Quinoa-Schule kurz vorstellen, um welche Art von Schule handelt es sich und worum geht es?
Die Quinoa Schule ist eine Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht, die sich im Brennpunktkiez Wedding befindet. Wir unterrichten knapp 150 Schülerinnen und Schüler aus sozioökonomisch schwachen Haushalten oder Familien mit Migrationshintergrund.
Über 75% der Familien der Schüler_innen erhalten staatliche Transferleistungen und bezahlen somit kein Schulgeld. Der Rest bezahlt ein Schulgeld in Höhe von 35€ pro Monat.

Was ist das Ziel der Quinoa Schule?
In Wedding scheiden jährlich 30 – 50% der Schüler_innen ohne Abschluss aus dem Schulsystem aus. Das führt infolge häufig zu Schwierigkeiten, den Hartz4 – Kreislauf zu durchbrechen. Die betroffenen Schüler_innen gehen nicht auf weiterführende Schulen, scheiden aus dem Schulsystem aus und befinden sich dann orientierungslos in einem luftleeren Raum. Sie haben es schwer Anschluss zu finden und ins Berufsleben einzusteigen.
Wir finden es schade, dass auf diese Weise ganze Generationen von Schüler_innen quasi „verloren“ gehen und wir buchstäblich von einer Lost Generation sprechen können.
Wir möchten es ihnen ermöglichen, zu einem Schulabschluss zu gelangen und ihnen dadurch die Gelegenheit bieten, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, sich in die Gesellschaft einzubringen und daran teilzuhaben.

Wie ist das besondere an Ihrer Schule?
Ich würde sagen, das was uns von vielen Schulen unterscheidet, ist unser Blick auf die Schüler_innen. Wir sind keine Traumtänzer. Uns ist bewusst, dass die Kinder oft aus sehr schwierigen Verhältnissen zu uns kommen und wir es daher teilweise auch mit schwierigen Charakteren zu tun haben. 
Dennoch vertreten wir den Ansatz, dass jeder junge Mensch ein Talent hat und etwas kann.  Sie sind uns keine Last. Wir wollen ihnen mit einer offenen Haltung begegnen und legen unsere Schwerpunkte sehr stark auf den Bereich Beziehungsarbeit. Das heißt wir halten es für sehr wichtig, unsere Schüler gut und genau kennen zu lernen. Unser Credo lautet: „Wir schauen nicht weg, wenn es Konflikte gibt!“ Wir möchten den Kindern und Jugendlichen die Orientierung und den Halt, den sie in diesem Alter brauchen, bieten. Viele finden das zu Hause nicht vor. Das schaffen wir unter anderem mit Hilfe unseres Tutor_innen – Programmen, bei dem jeder Schüler und jede Schülerin eine persönliche Vertrauenslehrer_in zugeteilt wird. Außerdem arbeiten an unserer Schule drei ausgebildete Sozialpädagoginnen.

Dennoch vertreten wir den Ansatz, dass jeder junge Mensch ein Talent hat und etwas kann

Wie messen Sie, ob die Quinoa Schule mit ihrem Angebot einen Unterschied macht?
Die Wirkungsmessung war für uns von Anfang an ein wichtiges Thema. Wir erheben sehr viele Daten und Zahlen. Zu den quantitativen zählen zum Beispiel Schulnoten, Anwesenheitszeiten und natürlich die Abschlussquoten. Qualitative Daten beziehen sich vor allem auf das allgemeine Wohlbefinden der Schüler_innen und  werden durch Einzelinterviews mit Schülern, allgemeine Schüler- und/oder Elternbefragungen, sowie dem 1x jährlich auszufüllenden, standardisierten Wohlfühlfragebogen erhoben.
Die Quinoa Schule wurde 2014 eröffnet und der erste Jahrgang schloss im Jahr 2018 ab. Der Zweite folgte 2019. Im Durchschnitt lagen die Abschlussquoten bei über 90%. Das ist ein großer Unterschied zu dem, was an anderen Schulen geschafft haben.  Im Bezirk Mitte, der den Brennpunktkiez Wedding beinhaltet, liegen wir zum Beispiel knapp 20% über der Abschlussquote. Der Bezirk beinhaltet auch Gegenden, die nicht als sozialer Brennpunkt gelten, eher im Gegenteil.

Was hat Sie persönlich dazu bewegt Schulleiter der Quinoa Schule zu werden?
Ich war zwei Jahre in einer Brennpunktschule tätig, bevor ich 2014, als sie eröffnet wurde, an die Quinoa-Schule kam. Über verschiedene Positionen führte mich mein Weg an der Quinoa-Schule im Jahr 2018 schließlich an die Stelle der Schulleitung.
Mich reizt die Arbeit, die über das Fachliche hinausgeht. Die Persönlichkeitsbildung, die wir betreiben können und mitunter auch müssen. Es ist schön zu sehen wie Kinder, die sehr demotiviert aus der Grundschule zu uns kommen, plötzlich wieder neuen Mut schöpfen und aufblühen. Wenn sie merken, dass Schule nicht gegen sie ist. Das halte ich für sehr sinnstiftend.

Wie sieht der Werdegang der Schule aus und wie finanziert sie sich?
Wir finanzieren uns durch einen Mix aus staatlicher Unterstützung und Spenden. Zu Beginn wurde die Finanzierung der Schule zu 1/3 vom Staat und zu 2/3 über Spenden gewährleistet. Mittlerweile konnten wir auch neue Finanzierungsquellen erschließen. Wir konnten durch die Wirkungsmessung belegen, dass unser Konzept funktioniert.

Was sind Ihre Wünsche/Träume für die Zukunft der Quinoa Schule?
Ich wünsche mir vor Allem, dass der Erfolg so weitergeht. Dabei möchten wir aber nicht stehen bleiben! Unser nächstes Ziel ist es, Schüler_innen auf ihren Wegen noch weiter zu begleiten, über die Pflichtschulzeit hinaus in eine Berufsausbildung oder höhere Schule bis hin zum Abitur und/oder Studium.

Interview geführt von Camilla Lovrek, Projektmanagerin bei MEGA

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